Evangelische Kirchengemeinde St. Johannes Arsten-Habenhausen

 

Kirche St. Johannes zu Arsten.

 

Sie gehört zu den ältesten Kirchen im Bremer Landgebiet und ist das einzige mittelalterliche Gotteshaus dieser Gegend, dessen ursprüngliche Gestalt weitgehend erhalten geblieben ist.

Erste urkundliche Erwähnung im Jahre 1325. Die deutlichen romanischen Stilelemente der Kirche lassen darauf schließen, dass die Bauzeit wesentlich früher war,

wahrscheinlich um 1200.

 

Arsten wird erstmalig urkundlich erwähnt zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Wann die Menschen in diesem Gebiet zu siedeln begonnen haben, ist nicht bekannt. Sicher ist, dass die Kirche für die Dörfer Ahlken, Arsten und Habenhausen gebaut wurde. Vor der Kirche befand sich die Thingstätte des Dorfes – wohl auch aller umliegenden Dörfer. Im Jahre 1569 wurde hier die letzte Hinrichtung vollzogen, ein Gedenkstein erinnert daran. An der Südseite des Turmes ist noch heute ein eiserner Ring zu sehen, an welchem das Halseisen, also der Pranger, angebracht war.

Deutlich zu erkennen ist. Dass die Kirche etwas erhöht auf einer Warft steht, vor dem Hochwasser der Weser konnte man sich hier in Sicherheit bringen.

 

Wir betreten die Kirche unter dem wuchtigen Turm, die ungewöhnlich starken Mauern des Turmes kann man im Portal sehen. Wie viele Kirchen des Mittelalters war auch die Arster Kirche Wehrkirche, in der die Bevölkerung Schutz in unruhigen Zeiten fand.

In den Turmmauern sind an der Nord- und Südseite noch die ursprünglichen, rundbogigen, durch einen Mittelpfeiler getrennten Öffnungen erhalten.

Die Turmspitze ist erst im 17. Jahrhundert aufgesetzt worden.

 

Der Innenraum der Kirche:

Er wird bestimmt durch das aus der Bauzeit des Mittelalters erhaltene Gewölbe. Es ist das ursprüngliche Gewölbe, einmalig im Bremer Landgebiet, in keiner anderen mittelalterlichen Kirche dieser Gegend haben die alten Gewölbe über ca. 800 Jahre standgehalten. Das Kreuzgewölbe ist verziert mit recht markanten Rippenprofilen und durch kraftvolle Gurtbogen, die sich auf niedrige Mauervorlagen stützen, in 3 Joche unterteilt; 2 Joche im Kirchenschiff und 1 Joch im Chorraum Die Ausmalungen der Rippen und Bögen entsprechen in Farbe und Formen mittelalterlichen Vorlagen, sind aber nicht aus alter Zeit erhalten.

 

Man kann sich vorstellen, dass sich im Kirchenschiff an den Süd- und Nordseiten Fresken befanden, Reste sind sichtbar. Es sind Apostelgestalten, die Kerzen in den Händen tragen. Mit Phantasie ist denkbar, dass einmal alle 12 Apostel in einer Prozession rund um den Innenraum der Kirche zogen. Die heute noch sichtbaren Figuren sind sicher nicht ursprünglich erhalten, immer wieder nachgemalt und gegenüber mittelalterlicher Darstellung auf wesentliche Formen zurückgenommen. Die Fenster, die heute die gedachte Prozession der Apostel unterbrechen, waren früher viel kleiner und lagen oberhalb der Fresken.

Die Fensterrahmen im Kirchenschiff sind im 19. Jahrhundert vergrößert worden. Außen wurden damals auch zur Abstützung des Gewölbes Strebepfeiler angebracht.

1966 wurden diese Fenster mit Danziger Antikglas versehen und auf Wunsch des damals amtierenden Pastors Walter Pfannschmidt mit 8 Medaillons geschmückt – an der Nordseite die Symbole des Abendmahls und der Taufe und im hinteren Fenster die Handwerkszeichen der Hafenarbeiter und der Schiffsbauer. An der Südseite die Sinnbilder des Gotteswortes (alpha et omega) und der Kirche (die Arche) und die Handwerkszeichen der Bauern und Steinsetzer. So sind in den Fenstern die Zeichen der Kirche und der in Arsten und Habenhausen ursprünglich vorherrschend ansässigen Berufe vereint.

 

Im Chorraum sehen wir im Schnittpunkt der Rippen ein Gesicht, es kann ein Mond oder eine Sonne sein, oder es ist ein Schelmengesicht (vielleicht auch ein Flussgeist), vor dem sich die Menschen in vorchristlicher Zeit fürchteten, durch den Sieg Jesu Christi sind die bösen Geister entmachtet – darum vielleicht das Bild im Chorraum in der Nähe des Kreuzes.

 

Die Fenster im Chorraum:

In der Mitte Christus mit der Krone über dem Kreuz, links der Täufer Johannes, der auf Christus zeigt. Zu seinen Füßen das Lamm, das Zeichen des Johannes. Rechts der Evangelist Johannes, zu seinen Füßen der Adler, die Symbolfigur des Evangelisten. In der Hand hält er den Abendmahlskelch und mit der anderen Hand weist auch er auf Christus.

Die Fenster im Chorraum haben noch die ursprüngliche Form, das Glas wurde zerstört im 2.Weltkrieg. Nach dem Krieg hat der Kichenmaler Hermann Oetken die Fenster gestaltet hat aus Glasresten zerstörter alter Fenstern.

 

Der Altar ist nach dem Krieg nach einem Entwurf des Regierungsbaumeisters Friedrich Schumacher aus Sandstein aufgebaut worden, die Altarplatte ist ein alter Grabstein aus dem Jahre 1627, umlaufend eine Schrift in der Mitte ein Wappen. Diese Grabplatte und andere, die heute außen am Turm und an der Aufbahrungshalle angebracht sind, waren in den Fußboden im Chorraum eingelassen. Die Vorderseite des Altars zeigt ein Relief mit einem Kreuz im Kreis und den umlaufenden Buchstaben IXAO = Jesus Christus Anfang und Ende.

Das Altarkreuz und die 6 Leuchter sind Messingarbeiten, gestaltet von dem Bildhauer Kurt Lettow. In der Mitte des Kreuzes ist auf in blau eingelegter Emaille ein weißes Lamm zu sehen.

 

Der Taufstein wurde auch von F. Schumacher entworfen, in Sandstein ausgeführt und im Jahre 1955 aufgestellt. Die 3 umlaufenden Wellenlinien erinnern an das Element Wasser bei der Taufe, die Taube als Symbol des Hl. Geistes, und das Bild des Fisches, das Zeichen der ersten Christen. Die griechischen Buchstaben für Fisch sind die Anfangsbuchstaben ihres Glaubensbekenntnisses: Jesus Christus, Gottes Sohn und Heiland.

 

Im Laufe der Jahrhunderte hat die Kirche viele Renovierungen erlebt. Die Dörfer wuchsen, der Kirchraum wurde eng, es wurden Emporen gebaut, auch eine große Seitenempore an der Nordseite. Diese wurde 1927 abgebrochen. Dadurch entfielen gekaufte Besitzrechte an Kirchplätzen; einige Besitzer prozessierten und obsiegten, die Gemeinde musste eine Abfindung an die Kläger zahlen.

1966 wurden die alten Kirchenbänke entfernt und die heutigen hellen Bänke eingebaut.

Eine der alten Kirchenbänke steht heute im Foyer des Gemeindehauses.

Außerdem wurde die große Orgelempore abgebrochen und durch eine sehr kleine, die fast nur für die Orgel Platz ließ, ersetzt.

 

Bei der Renovierung im Jahre 1995 wurde die Malerei sehr schön erneuert und durch neue Ornamente, die der Restaurator unter den Farbschichten fand, ergänzt.

Den Kronleuchter unter der Decke im Kirchenschiff hat im Jahre 1995 aus Anlass der Restaurierung eine Arster Familie gestiftet.

Bei der Renovierung im Jahre 1995 wurde die kleine Orgelempore sowohl in der Tiefe als auch in der Breite so vergrößert, dass sie heute wieder von Wand zu Wand reicht. Sie bietet bei Gottesdiensten zu besonderen Anlässen weitere Sitzplätze und der Chor kann von oben in Begleitung der Orgel singen. Wir haben hier eine Führer-Orgel mit 18 Registern.

 

Leider entsteht durch Feuchtigkeit viel Schaden an den Kirchenwänden. Die nächste Renovierung, die vor allem der Bekämpfung der Feuchtigkeit in der Kirche dienen muss, steht bevor.

 

In den Jahren 2010/2011 musste der Kirchturm neu eingedeckt werden. Die Befestigung der alten Sandsteinplatten hatte sich im Laufe der Jahrhunderte mehr und mehr gelockert, wiederholt fiel eine der schweren Sandsteinplatten vom Turm. Glücklicherweise wurde nie jemand getroffen. Eine nochmalige Reparatur war nicht möglich. Die Neueindeckung musste mit Kupferplatten ausgeführt werden. Eine Verwendung von Solinger Sandsteinplatten, wie sie jahrhundertelang den Kirchturm zierten und ihn mit dieser Bedeckung zum Wahrzeichen von Arsten machten,  war aus technischen Gründen und auch aus Kostengründen nicht möglich.

Die Bekrönung des Turmes mit Kugel und Wetterhahn wurde instand gesetzt. Die Kugel wurde geöffnet und der Inhalt gesichtet. Dokumente aus den Jahren 1932 und 1985, als Sanierungsmaßnahmen am Turm durchgeführt wurden, wurden fotografiert und zusammen mit aktuellen Dokumentationen von 2010 wieder in die Kugel gelegt.

Am 3. April 2011 konnte das neue Turmdach festlich eingeweiht werden.  

 

Im Turm hängen 2 Glocken. Die kleinere stammt aus dem Jahre 1843 und wurde aus der vorherigen Glocke umgegossen. Ihre Inschrift:

            „Wenn meine Stimme tönt, ergeht sie an euch alle;

            bei Freude wie bei Leid seid achtsam meinem Schalle;

            folgt mir mit ernstem Schritt, fordr’ ich zur Andacht auf;

            gilt’s Hülfe in der Noth, beschleunigt euren Lauf!“

Die größere Glocke ersetzte im Jahre 1962 eine Vorgängerglocke, die im Jahre 1905 angeschafft werden konnte und schon einige Jahre später während des 1. Weltkrieges für militärische Zwecke ausgebaut werden musste. Über 40 Jahre dauerte es, bis mit Hilfe vieler Spenden aus der Gemeinde eine neue Glocke finanziert werden konnte. Gegossen wurde sie in der Glockengießerei Otto in Bremen-Hemelingen. Ihre Inschrift:

            „Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme“ (Joh. 18,37)

 

Lohnend ist ein Gang über den Kirchhof. Es ist ein alter Kirchhof mit langer Tradition und vielen alten Grabsteinen, die frühesten aus dem 16. Jahrhundert, sehr schöne auch aus späterer Zeit. Die alten Steine können noch gut entziffert werden, sie stehen unter Denkmalschutz und werden von der Gemeinde gepflegt.

Rechts und links vom Eingangsportal der Kirche sind die beiden besterhaltenen alten Grabplatten aufgestellt, die älteste Grabplatte aus dem Jahre 1546 ist an der Aufbahrungshalle befestigt.

Ein Mahnmal, ein hohes Granitkreuz, auf einer Erhöhung des Kirchhofes gedenkt der Opfer des Weltkrieges. Auf einer Platte unterhalb  des Kreuzes sind Worte von

Rudolf-Alexander Schröder eingraviert:

 

VERNIMM

WAS DIESES KREUZ DICH LEHRT

WIR STEHEN ALLE IM GERICHT

BLEIBS EINGEDENK UND HADERE NICHT

UM UNSERES OPFERS SINN UND WERT

WÄR`S ANDERS DENN MIT DIR BEWANDT

WER WÄGT SEIN GLÜCK WER MISST SEIN LEID

EIN JEDER GEHT DEN WEG DER ZEIT

AUS GOTTES HAND

IN GOTTES HAND